Tag 2: Am Fuße der Cuernos
Die ersten Kilometer auf dem O-Trek sind magisch! … und anstrengend 😉 Die perfekte erste Etappe für die Umrundung des Paine Massivs. Weiterlesen …
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Am nächsten Morgen lassen wir es gemütlich angehen, frühstücken ausgiebig, bauen in Ruhe unser Zelt ab und packen unsere Rucksäcke möglichst regenfest. Gegen Mittag brechen wir auf in Richtung des von der CONAF betriebenen Camp Italiano. Hier kann man seinen Rucksack ablegen und mit leichtem Gepäck zum Mirador Britanico im Valle und den Frances Gletscher mit toller Aussicht auf die Cuernos del Paine und den Frances Gletscher hinaufwandern. Das Wetter ist durchwachsen, es regnet und wir erleben die ersten Kostproben des berüchtigten patagonischen Windes. Der Pfad ist technisch und konditionell relativ einfach und führt stetig entlang des wundervollen Lago Nordenskjöld zur Rechten und dem Paine Grande Massiv zur Linken. Wir wandern durch verbrannte Lenga-Wälder, die bei einem durch die Fahrlässigkeit eines Touristen verursachten außer Kontrolle geratenen Feuers zerstört worden sind. 11.000 ha Parkfläche wurden 2012 durch das Feuer vernichtet – eine traurige Mahnung diesen fragilen Ort respektvoll und demütig zu durchqueren.
Der erste Tag einer längeren Trekkingtour ist erfahrungsgemäß der anstrengendste von allen – körperlich, aber vor allem mental. Alles schmerzt und man fragt sich, wie man auf die abwegige Idee gekommen ist, eine derart verrückte Unternehmung ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Der Rucksack lastet schwer auf unseren Schultern und jeder Schritt ist mühsam und kräftezehrend. Die Gewissheit, dass die Gesamtlast täglich abnimmt, da wir unsere Vorräte allmählich aufbrauchen, tröstet und motiviert uns heute nicht. So sind wir im Schneckentempo unterwegs und erreichen das Camp Italiano erst am frühen Nachmittag. Eine Infotafel am Weg weist darauf hin, dass der Zugang zu dem spektakulären Aussichtspunkt im Vale Frances bereits geschlossen ist, da der Aufstieg steil und bei schlechter Witterung nicht ungefährlich ist. Der Weg zum Aussichtspunkt überwindet viele Höhenmeter und ist sehr anstrengend und herausfordernd. Um den Aufstieg ernsthaft anzugehen, hätten wir wesentlich früher aufbrechen müssen.
Wir deponieren dennoch unser schweres Gepäck am Camp Italiano und wandern ein Stück hinein in das spektakuläre Tal. Dieser kleine Abstecher ist durchaus lohnenswert und gibt einen kleinen Vorgeschmack, wie anstrengend der eigentliche Weg sein muss. Vom Frances Hängegletscher oberhalb des Tals donnern immer wieder Lawinen ins in die Tiefe – angeblich ein für Wanderer ungefährliches Naturschauspiel. Da die Sicht schlecht ist, hält sich unser Bedauern darüber, dass wir den Aufstieg heute nicht schaffen werden, in Grenzen. Nach einer halben Stunde und vielen wunderbaren Aussichten kehren wir um, schultern wieder unser schweres Gepäck und machen uns auf den Weg zu unserem heutigen Tagesziel, dem zauberhaften und spektakulär gelegenen Zeltplatz Los Cuernos am Fuße des gleichnamigen Massivs.
Obwohl die Distanz relativ gering ist, benötigt man laut Karte bis zum Camp ca. 2,5 Stunden – ein eindeutiges Indiz, dass es der Weg vermutlich in sich haben wird. Und so ist es auch: der Weg ist sehr beschwerlich, führt durch einen Bachlauf immer auf und ab hinunter zum Ufer des Lago Nordenskjöld und wieder hinauf immer unterhalb der spektakulären Cuerno Paine durch die üppige frühlingshafte patagonische Vegetation. Es dauert sehr lange, bis wir endlich unser Ziel erreichen, den wunderbar gelegenen Zeltplatz. Wir durchlaufen die tägliche Registrierungsprozedur und ein sehr netter Mitarbeiter bietet uns ein bereits aufgebautes Zelt mit Isomatte und Schlafsäcken für die Nacht ohne Aufpreis an. Dieses verlockende Angebot können wir nach dem kräftezehrenden Tag einfach nicht ablehnen.
Zum Refugio gehört ein herrlich gelegenes Restaurant mit Gemeinschaftsraum und Bar, wo wir einkehren und uns zur Feier des Tages ein patagonisches Bier genehmigen. Hier gibt es gefräßige Mäuse und wir geben unseren gesamten Proviant an der Rezeption ab, damit wir in den nächsten Tagen noch ausreichend zu essen haben… Die Nacht ist kalt, die Isomatten im Vergleich zu unseren eigenen äußerst hart. Unsere ultraleichten Luft gefüllten Hightech-Isomatten wirken im Vergleich zu den brettharten Matten in den Mietzzelten wie luxuriöse Boxspringbetten.