Brockenwanderung via Teufelsstieg
Unsere Herbsttour auf den Brocken begann früh am Morgen in Schierke. Der Teufelsstieg macht seinem Namen schnell alle Ehre: steil, steinig, schweißtreibend – aber genau deshalb so reizvoll. Der Wald war still, nur der feuchte Nebel hing schwer zwischen den Bäumen und dämpfte jedes Geräusch.
Was man dabei kaum ignorieren kann: Die Wälder im Harz sind aktuell in einem erschütternden Zustand. Auf weiten Strecken wandert man durch eine skurrile, fast apokalyptische Landschaft. Abgestorbene Baumgerippe ragen aus dem Nebel, entwurzelte Stämme liegen kreuz und quer. Der Borkenkäfer und die vergangenen trockenen Sommer haben deutliche Spuren hinterlassen – bis kurz vor den Gipfel.
Mit jedem Höhenmeter wurde die Sicht schlechter. Kurz vor dem Plateau konnten wir kaum noch die Hand vor Augen sehen. Keine Spur vom sonst so markanten Gebäudeensemble auf dem Brocken. Es war, als hätte sich der Berg komplett aufgelöst.
Und dann – völlig unverhofft – brach plötzlich die Sonne durch. Innerhalb weniger Minuten lichtete sich der Nebel, das Grau wich einem warmen Goldton, und vor uns öffnete sich ein atemberaubendes Panorama: Über dem Wolkenmeer strahlte die Abendsonne, unter uns lag das Harzvorland in dichten Schwaden.
Eine Inversionswetterlage, wie wir später erfuhren – und ein Anblick, der uns sprachlos machte. Der Brocken zeigte sich von seiner eindrucksvollsten Seite, und wir standen mittendrin in einem Moment, der so nicht planbar ist.
Der Abstieg in der Dämmerung war ruhig und erfüllt. Diese Tour bleibt nicht nur wegen der anspruchsvollen Route in Erinnerung, sondern vor allem wegen der unerwarteten Schönheit da oben – ein echtes Geschenk.